Sept. 18, 2003
Kein Ereignis hat die Menschen zum Anfang des neuen Jahrhunderts mehr bewegt als die Terroranschläge vom 11. September auf das World Trade Center in New York und auf das Pentagon in Washington. Der Angriff traf den Nerv der Großmacht Amerika und der westlichen Welt. Millionen Zuschauer rund um die Welt wurden Zeuge, wie zwei vollgetankte Passagierflugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers flogen. Für viele Menschen war ab diesem Zeitpunkt nichts mehr so wie es einmal war. Was in den USA passiert ist, überstieg jedes Vorstellungsvermögen. Man kannte solche Szenarien bisher nur aus Hollywood-Filmen. Doch die Anschläge waren bittere Realität. Der 11. September 2001, so heißt es, habe die Welt auf Dauer verändert und bewegt heute noch die Menschen der Nationen.
Mit dem Angriff vom 11. September 2001 haben die Terroristen deutlich gemacht, dass sie sowohl symbolische, als auch politische und wirtschaftliche Zwecke mit ihrem Selbstmordkommando verfolgten. Der Zeitpunkt des Angriffs auf das globale Finanzzentrum kurz vor einer Rezession in den reichsten Ländern der Welt - USA , Europa und Japan, - war teuflisch gut gewählt. Einige wirtschaftliche Schäden durch Mord und Zerstörung sind sofort offensichtlich, andere bleiben verdeckt.
Der Schock vom 11. September hat seine Spuren hinterlassen. Um Einblicke in die verschiedenen Problemdimensionen des 11. September und dessen Auswirkungen zu erlangen, wurden in der Zeit vom 24. Juli bis 11. September 2002 60-minütige explorative Einzelinterviews mit zwanzig hochrangigen Experten aus der Kommunikationsbranche durchgeführt. Diese qualitative Erhebungsmethode ermöglichte eine möglichst vollständige Erfassung und Interpretation des sehr komplexen und emotionalen Themas. Ziel war es, alle relevanten Meinungen, Motive und Einstellungen zu erfassen, auch solche, die den Befragten nicht bewusst waren oder die sie nicht ohne weiteres preisgeben wollten.
Nach dem Ergebnis der Studie herrschten in der Bevölkerung große Ängste und Sorgen über mögliche Konflikte und Kriege in multikulturellen Gesellschaften. Auch bestand Furcht vor weiteren Anschlägen. Dies führte dazu, dass sich die Deutschen ins Private zurückzogen. Die Wertschätzung von Freunden, Familie und Partnerschaft nahm verstärkt zu. Auch die Frage nach dem Sinn des Lebens und die Rückbesinnung auf menschliche Werte rückte in ein neues Licht. Vertrauen und ein neues Wir-Gefühl wurden bedeutsamer. Um die erwarteten Folgen der Anschläge greifbar zu machen, machten die Deutschen die Auswirkungen an der negativen wirtschaftlichen Entwicklung fest, so die Experten. Aufgrund der erwarteten schlechten ökonomischen Entwicklung sind die Konjunkturerwartungen regelrecht eingebrochen. Dies beeinflusste wiederum die Stimmung der Verbraucher. Was Rückwirkungen auf das Kaufverhalten hatte: Große Anschaffungen und Investitionen wurden zurückgestellt. Die schlechte Stimmung der Unternehmer und der Verbraucher wurde durch die anhaltenden Diskussionen über die schlechte Haushaltslage zusätzlich gedrückt. Das schlechte Konsumklima führte zu abnehmenden Auftragseingängen und nachlassenden Kapazitätsauslastungen bei den Unternehmen. Diese mussten sich der veränderten gesamtwirtschaftlichen Situation anpassen und hielten sich mit Werbeinvestitionen spürbar zurück. Die Bruttowerbeinvestitionen 2001 nahmen um 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab. Überdies legten die Unternehmen aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage vor allem Wert auf schnelle Absatzerfolge. Weshalb sie ihren Instrumenteneinsatz neu überdachten und eine Verschiebung von klassischer Werbung zu Verkaufsförderung und anderen nicht-klassischen Medien stattgefunden hatte. Auch die Inhalte und Tonalitäten wurden der Wirtschaftslage angepasst und deutlich preisaggressiver ausgerichtet.
Der 11. September hatte vor allem dadurch eine große Wirkung, dass der beruhigende Eindruck, in einer sicheren und beständigen Lage zu sein, dem Gefühl von Machtlosigkeit und Angst gewichen war. Die Anschläge in New York haben den Grundstein dafür gelegt, dass sich Angst, Bedrohung und Verunsicherung in der Bevölkerung breit machen konnte. Das wichtigste Ergebnis der Untersuchung und das zentrale Problem in Deutschland ist der "Hang zum Pessimismus". Auch zwei Jahre nach den Anschlägen ist die gegenwärtige Situation gekennzeichnet durch ein hohes Maß an Pessimismus und den Gefühlen, wie Unsicherheit, Machtlosigkeit, Unberechenbarkeit und Ausgeliefertsein. Derzeit ist nicht abzusehen, wann diese Gefühle wieder weichen. Alles ergeht sich in Abwarten. Der Schock der konjunkturellen Talfahrt, insbesondere verstärkt durch den 11. September, hat in der Wirtschaft zu einer großen Lähmung geführt, welche die Kraft für Handlungen und Entscheidungen einschränkte und heute immer noch einschränkt. Doch je länger man untätig und blockiert bleibt, desto mehr bestimmen andere den Verlauf des Geschehens, desto weniger hat man Einfluss auf die Dynamik der Ereignisse und umso höher ist der Schaden für das Unternehmen.
Gerade in der Kommunikationsbranche gilt: In Zeiten der Krise kann man sich strategische Wettbewerbsvorteile verschaffen, wenn man weiß, wie Märkte und Verbraucher funktionieren. Aufgabe ist es daher, den Wertewandel und das sich damit verändernde Konsumverhalten zu analysieren, um in der Kommunikation eine zeitgemäße Tonalität zu finden. Es wird Zeit für bessere Kommunikationsstrategien, stringentere Konzepte und eine konsequente Umsetzung der Ideen. Ein Zeichen für Aufbruch und Anpacken geben die Bruttowerbeinvestitionen von Januar bis Juni 2003.
Nach zwei Jahren rückläufiger Umsatzentwicklung im deutschen Werbemarkt gab es zur Jahresmitte erstmals Anzeichen von Erholung: Die von Nielsen Media Research ermittelten Bruttowerbeumsätze der klassischen Medienlagen im ersten Halbjahr 2003 mit 8,24 Milliarden Euro um 6 Millionen Euro über denen des Vergleichszeitraums 2002.
Die Kommunikationsbranche steht nach wie vor vor einer großen Bewährungsprobe. Es steigen die Anforderungen und der Druck an die Entscheider im Marketing und in der Werbung: Nun gilt es schnellstens Verantwortung zu übernehmen und konsequent zu handeln.
PRAGMATISCH FORSCHEN. SICHER ENTSCHEIDEN.
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