März 19, 2001
Wenn ich meinen Weg nach Monheim starte, lasse ich die Brauereien Diebels, Rhenania und Gleumes Alt hinter mir, fahre dann durch das Einzugsgebiet von Frankenheim und Bolten Alt, dann über den Rhein in eine Hochburg der Altbierbraukunst mit Marken wie Gatz, Schlösser, Düssel, Schumacher, Uerige ..., um mich dann ganz langsam dem Hoheitsgebiet des Kölsch zu nähern.
Im Hoheitsgebiet des Alt wird vielleicht noch Pils getrunken, aber Kölsch? Niemals!! Oder wenn dann nur heimlich von einigen Verrückten oder Geschmacksverwirrten, so war in guten alten Zeiten das Grundverständnis aller, die nördlich der unsichtbaren Demarkationslinie Langenfeld - Dormagen wohnten.
Und dann das! Gerade zur Karnevalshochzeit fällt mein Blick mitten im Düsseldorfer Stadtgebiet auf ein Plakat, das nicht nur Kölsch bewirbt, sondern sich auch noch in dreistester Weise über die Einheimischen lustig macht.
Was soll das, kann man sich fragen? Haben die von "Früh" zu viel Geld? Ich denke, sie schmeißen nicht ihr Geld aus dem Fenster, sondern haben durchaus was von Werbe-psychologie verstanden.
Die Werbung ist aufmerksamkeitsstark, denn welche Kölsch-Werbung gibt es schon in Düsseldorf. Sie binden mit dieser Werbung ihre Stammkundschaft. Stammkunden schweißt die Provokation der ungeliebten Außenstehenden - die Altbiertrinker aus Düsseldorf- , die Provokation der nicht zum Kreis der Biertrinker mit dem rechten Geschmack Gehörenden noch stärker zusammen.
Und sie erzeugen Dissonanz (=innere Spannung wegen sich widersprechender Einstellungen bzw. Verhaltensweise) bei manchen Altbiertrinkern. Altbiertrinker, die zwar die Sorte mögen, aber mit dem arroganten Image von Düsseldorf ihre Schwierigkeiten haben, wird vorgeführt, dass mit jedem Alt das sie trinken, zu dieser elitären Klasse gehören. Wollen sie das? Nein! Was tun? Verhalten ändern und das lustige Kölsch statt dem abgehobenen Alt trinken.
Im übrigen, ist dieses Plakat mit überwältigender Mehrheit das aktuelle Plakat des Monats auf der Website von "Früh".
Und im Übrigen, habe ich letztens sogar mein erstes Kölsch in Flaschen gekauft. Aber nicht weitersagen.
Autor: Norbert Kaufmann
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