Fragt man Zuschauer, die sich "Explosiv", "blitz", "taff", "s.a.m.", "Brisant" oder "Exklusiv" anschauen, danach, warum sie "ihre" Sendung sehen, so heißt es vordergründig oft, um sich berieseln bzw. unter-halten zu wollen. Schnell greift das Phänomen der sozialen Erwünscht-heit und die Mehrheit der Nutzer solcher Boulevardformate hat Probleme damit, sich als User von "Explosiv" oder "taff" zu "outen".
Ein Ergebnis, das sich mit den Erfolgen dieser Formate nicht deckt. Millionen von Zuschauern nutzen jeden Abend das Boulevardgenre und freuen sich, Buntes aus der Welt der Stars und Sternchen, tages-aktuelle News, Unterhaltendes, Spektakuläres und Witziges geboten zu bekommen.
Interessant ist dabei zu sehen, wie jüngere Zuschauergruppen, insbesondere die unter 30-Jährigen derartige Formate nutzen. War es noch vor Jahren beim "Start" dieses Genre das offene Bekennen zu lapidarer Vorabendunterhaltung, so zeigt die Forschungserfahrung zunehmend den Weg dieser Formate hin zu Newsergänzungs- und Newsvertiefungskompetenz. "Was man in den Nachrichten hört, wird noch mal von allen Seiten beleuchtet", ist eines der Zitate, die einem hier begegnen. Jüngere Zuschauer freuen sich darauf, in ihrem "Explosiv", ihrem " blitz" oder "taff" tagesaktuelle Themen rezipieren zu können. Die dabei für viele bewusste Überzeichnung und Spektakularisierung in der Themendarstellung ist akzeptiert. Zunehmend zeigt sich, dass man von diesen Formaten erwartet, dass sie tagesaktuelle Themen aufnehmen, anders und und vor allem unterhaltender als gelernte Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen.
Das Boulevardmagazin, ein ehemals auf Unterhaltungsbedürfnisse ausgerichtetes Format auf dem Weg zum Infotainment-Format mit News-Kompetenz.
Autor: Wolfgang Schlünzen
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