Jan. 04, 2008
Claus Kleber zum 30. Jahrestag des "heute-journals" und den Plänen für die Zukunft
Herr Kleber, im Februar 2003, kurz nach dem 25-jährigen Jubiläum des "heute-journals", haben Sie die Leitung des Nachrichtenmagazins von Wolf von Lojewski übernommen. Am 2. Januar 2008 feiert das "journal" seinen 30. Geburtstag. Wieder ein besonderer Tag, vor allem auch für Sie. Wie schauen Sie nach den vergangenen Ereignissen heute in den Spiegel?
Bei jedem Blick in jeden Spiegel - egal ob er nun knittert oder klirrt - denke ich dasselbe: Könnte noch besser sein.
Das ZDF ist sehr froh Sie gehalten zu haben. Was hat den Ausschlag gegeben?
Ich glaube, dass die Mannschaft und die Sendung "heute-journal" noch lange nicht das erreicht haben, was in beiden steckt. Die Schätze wollen wir gemeinsam heben. Meine Chefs, der Chefredakteur und der Intendant, haben mir dazu neuen und noch größeren Mut gemacht. So gehe ich gerne für das beste TV-Magazin frisch ans Werk - und lese das wichtigste Papier-Magazin mit gesteigerter Anteilnahme und Freude.
Chefredakteur Nikolaus Brender hat angekündigt, dass das "heute-journal" energisch zum Topformat ausgebaut wird. Welche Visionen haben Sie für das Nachrichtenmagazin?
Die Welt ist komplizierter geworden. Es gibt viel zu erklären und aufzuklären. In der großen Kakophonie wird man nur noch gehört, wenn man etwas Besonderes zu bieten hat. Wahrer, klarer, mutiger, frischer - und handwerklich besser als die Konkurrenz, die ja auch nicht schläft. "More of the same" wird sich nicht durchsetzen. Wir brauchen erste Klasse. In allem. Die Unterschiede liegen oft in den Details. Das macht die Arbeit so schwierig, aber auch machbar.
Sie laufen jeden Tag am Neubau des digitalen Nachrichtenstudios, das direkt neben dem Sendebetriebsgebäude errichtet wird, vorbei in Ihr Büro. Was geht Ihnen dabei durch den Kopf?
Wow! Dass die alte Dame ZDF so was baut, beweist mir, dass sie zu echter Erneuerung fähig ist. Da will ich dabei sein.
In einem Jahr wird das "heute-journal" aus dem neuen digitalen Nachrichtenstudio gesendet. Welche Auswirkungen hat das heute schon auf Ihre Arbeit und die Ihres Teams?
Wir bereiten uns heute schon konsequent vor. Ich gebe ja zu, dass ich am Anfang auch gedacht habe, ein neues Studio sei ein schicker, großer Bau mit besseren Lampen und Kameras. Inzwischen habe ich verstanden, dass das modernste Fernsehgebäude Europas alles bei uns ändern wird: die Arbeitsabläufe, die Produktion, die Darstellungsmöglichkeiten, die ganze journalistische Denkweise. Es wird anspruchsvoller, eleganter, schlanker und vielfältiger. Ich kann gar nicht aufhören, mich dafür zu begeistern, aber es wird ein hartes Stück Arbeit.
Dem ZDF wurde in einer Umfrage des
Monheimer Instituts attestiert, die Nachrichten am besten zu erklären. Haben Sie Pläne, virtuelle Techniken einzusetzen, um die Verständlichkeit weiter zu erhöhen?
Aber ja! Dafür ist es ja da. Aber ich bin inzwischen alt genug, um mich daran zu erinnern, wie wir bei neuen Techniken auf alles Mögliche gesprungen sind, bloß weil es neu war. Das ist albern. Die Zuschauer wollen keine Spielereien, sondern den konsequenten Einsatz von Technik für besseres, interessantes Fernsehen. Darauf werden wir achten.
In den vergangenen fünf Jahren habe überwiegend Sie mit Gundula Gause, Marietta Slomka mit Heinz Wolf und seit Mai 2007 Steffen Seibert mit Dunja Hayali moderiert. Werden im neuen Jahr die Paarungen neu gemischt?
Gelegentlich mischen wir ja heute schon - und das macht auch Spaß. Aber im Prinzip, glaube ich, gehören unsere Zweier-Teams für die Zuschauer zusammen. Dabei soll es bleiben. Wiewohl mir Gundula ein bisschen "Fremdgehen" ab und zu hoffentlich verzeiht - ich will auch bei ihr großzügig sein. Steffen ist ein toller Kerl. (lacht)
Im April gab es Schlagzeilen, weil Harald Schmidt eine Gastmoderation hatte, im November, weil Hund Emma zur Abmoderation zwischen Ihnen und Frauchen Hayali Platz genommen hatte. Kann und will sich das "journal" künftig auch solche "Leichtigkeiten" leisten?
Ja, wir sind als Redaktion eigentlich eine sehr fröhliche Truppe. Manchmal werden wir auch albern. Und dazu gehört es, dass man auch mal über die Stränge schlägt und sich nicht jeden Unfug gleich verbietet und zum Lachen in den Keller geht.
Das "heute-journal" versammelte 2007 durchschnittlich 3,38 Millionen Zuschauer vor dem Bildschirm, das entspricht einem Marktanteil von rund 12 Prozent. Wo liegt für Sie die Messlatte 2008?
Genau da. Und wir wollen möglichst hoch drüber springen. Am Ende zählt aber nicht nur die Zahl der Köpfe, sondern das Produkt aus Köpfen mal Erkenntnisgewinn. Das ist schwieriger, aber auch wichtiger.
Das Interview führte Katharina Riwola / Quelle: pressetreff.zdf
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