Sind TV-Serien out?

März 30, 2007

Betrachtet man die Quotenerfolge von TV-Serien, fällt auf, dass dieses Genre allem Anschein nach seine Hoch-Zeiten hinter sich hat. Aufwändige US-Produktionen, die in Amerika exzeptionelle Quotenerfolge erzielen, versagen beim deutschen Publikum ebenso wie eigenproduzierte Formate. Wenige US-Hochglanzproduktionen (z.B. die 'C.S.I'-Formate) schaffen es, regelmäßig eine große Fangemeinde anzusprechen. Klassische Arzt-, Krankenhaus- und Familienserien haben es zunehmend schwerer, vor dem deutschen Publikum zu bestehen. Auch nach dem Start der Telenovela-Epoche mit dem ZDF-Format 'Bianca - Wege zum Glück' und in der Folge durch das erfolgreiche Sat.1-Format 'Verliebt in Berlin' scheinen sich mittlerweile auch Telenovela-Bedürfnisse verändert zu haben. Selbst die seit Jahren, teilweise Jahrzehnten täglich ausge­strahlten Daily Soaps schwächeln. Was sind die Gründe für diese Entwicklung?

Zu Beginn dieser Entwicklung hatten einige Insider den Eindruck, dass möglicherweise wenig aufwändige Produktionsqualität, wenig interessante Plots oder die Me-Too-Aktivitäten mancher Sender für Quotenmisserfolge verantwortlich sind. Mittlerweile greifen aber auch diese Argumente nicht, im Gegenteil, z.B. führt wenig aufwändige Produktionsqualität in anderen Genrewelten durchaus zu Zuschauererfolgen. Hat die Welt der Fiction momentan ausgedient, sucht man eher eine Nähe zur eigenen Lebensrealität in TV-Formaten? Wird das oft als "wenig sinnvoll" beschriebene Fernsehen zunehmend dadurch legitimiert, dass man Lebenswirklichkeiten z.B. in Doku Soap- oder Reality-TV-Formaten verarbeitet?

In einer Zeit der zunehmenden Vereinsamung und Isolierung des Einzelnen in unserer Gesellschaft, des zunehmenden Konkurrenzkampfes und zunehmender Ängste vor beruflichen (Verlust des Arbeitsplatzes) oder familiären (Scheidung, Trennung vom Partner) Problemen scheint aktuell ein starkes Bedürfnis danach zu existieren, gerne wirklichkeitsnahe TV-Formate zu nutzen. Ob Polizisten, Recht sprechende Richter oder Privatermittler, die aktiv werden, das Begleiten von Arbeits­abläufen in Großküchen, Produktionsanlagen oder Transporte übergroßer Flugzeugteile scheinen Zuschauer mehr zu begeistern als Serienhelden. Schaut man in die Quotenrealitäten der GfK, werden diese Eindrücke noch trauriger. Vor Jahren sprach man bei Fans einer Serie von Zuschauern, die nahezu jede Folge gesehen haben. Mittlerweile ist der Heavy-User einer deutschen oder ausländischen Serie jemand, der in einer 10er Staffel zwei oder drei Folgen sieht. Diese Veränderungen erfordern u.a. neue Herangehensweisen an Dramaturgien, Plots und Charakterengefüge von TV-Serien. Manche haben auch den Eindruck, dass Zuschauer nicht mehr bereit sind, sich über Wochen auf ein Format einzulassen und es schätzen, bei täglich ausgestrahlten Serien oder Telenovelas jederzeit problemlos in Folgen ein- und aussteigen zu können.

Die Medienforschung zeigt in manchen Pretests, dass einer neuen Serie zwar hohe Erfolgschancen von Zuschauern zugesprochen werden, spätestens bei der Erstausstrahlung ist der "Erfolg" aber oft enttäuschend.

Der Zuschauer in Deutschland scheint aktuell eher bereit zu sein, Genres wie Doku Soaps, Reality Soaps oder Formate wie 'Deutschland sucht den Superstar', 'Popstars' oder 'Germany's next Topmodel' zu nutzen. Sendungen, die Träume und Wünsche vieler Zuschauer ansprechen. So sehr man sich auch über "Helden" in diesen Sendungen ereifert und so häufig man sich auch nicht gerne in seinem sozialen Umfeld als Fan "outet", die GfK-Quotenrealität zeigt, dass diese Formate Erfolg haben.

Für den Medienforscher ist diese Situation eine Herausforderung. Neben klassischen Pretests von neu entwickelten oder gekauften Serien sind neue Forschungswege zu finden, um besser zu verstehen, warum Zuschauer derartige Veränderungen in ihrer TV-Nutzung zeigen.
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