Aug. 16, 2006
In einer qualitativen Grundlagenuntersuchung hat sich das Monheimer Institut mit den Einstellungen und Wahrnehmungen von Tierärzten zum Thema Katzennahrung auseinandergesetzt. Was wissen Tierärzte tatsächlich über Katzennahrung und Katzen-nahrungsmarken? Welche Anforderungen stellen sie an diese Produktkategorie? Wie erleben sie Katzenbesitzer? In 1 ½-stündigen psychologische Tiefeninterviews mit Tierärzten aus Stadt- und Landpraxen wurde diesen Fragen auf den Grund gegangen.
Die "Katzenwelt" ist in den Wahrnehmungen der Tierärzte äußerst interessant manifestiert und von einem psycholo-gischen Spannungsfeld bestimmt. Einerseits werden sensible, verschmuste und domestizierte Seiten erlebt, andererseits verbindet man diese Geschöpfe mit Wildheit und purem instinktgesteuerten Verhalten. Die Wildheit und Ursprünglichkeit von Katzen fasziniert, eine Seite, die nach Ansicht von Tierärzten von Katzenbesitzern v.a. mit Blick auf Ängste vor Verlust des Tieres weitestgehend ausgeblendet wird. Tierärzte gehen auf diese Besitzerwahrnehmungen mit einem sehr behutsamen Umgang mit den Tieren ein.
Bei Katzenbesitzern unterscheiden Tierärzte nach vier Typen:
Hier gibt es die Familienmenschen, die Katzen als pflegeleichten Hundeersatz schätzen. Es gibt die Gruppe der auf dem Land lebenden Menschen, die Katzen häufig schlicht zur Mäuseentsorgung halten. Auch spielen überbesorgte Frauen eine sehr große Rolle, für die die Katze oft ein Kindersatz ist. Auch jüngere Singles lassen sich finden, die die Katze aus Geselligkeitsmotiven besitzen.
Beim Verkauf von Katzennahrung in der eigenen Praxis ist der Tierarzt zwischen zwei kontroversen Vorstellungen hin und her gerissen. Einerseits würde er gerne selbstlos den Tieren helfen, andererseits muss er Gewinn erwirtschaften. Die Rettung aus diesem Spannungsfeld ist für ihn das Selbstbild des Arztes und Wissenschaftlers, der wenig monetär geleitet Produkte und Marken empfiehlt. Um diese akademische Position des Arztes zu bestärken, findet aktuell fast überwiegend Diätfutterverkauf in den Tierarztpraxen statt.
Das Wissen der Tierärzte über Katzennahrung und dessen Zusammensetzung ist relativ gering. Tierärzte verlassen sich auf anerkannte Hersteller und vermuten, dass alle Produkte relativ ähnlich sind. Bei der Empfehlung von Diätfutter legen Tierärzte Wert darauf, dass alle Katzentypen mit derartigem Futter zurande kommen. Der Katzenbesitzer fragt in der Praxis selten nach Futterempfehlungen, weshalb der Tierarzt hier die Initiative ergreifen muss. Tierärzte haben auch mit dem Problem zu kämpfen, dass das von ihnen empfohlene Tierfutter im Vergleich zu LEH-Produkten sehr teuer ist.
Bei den Markenwahrnehmungen zeigt sich, dass Nierenschäden und Harnkristalle die häufigsten Indikationen sind, Diätfutter zu empfehlen. Bei übergewichtigen Katzen erleben Tierärzte Spezialfutter selten als sinnvoll. Hier empfehlen sie schlicht, die Futtergabe zu reduzieren.
Bei den Anbietern hat Royal Canin einen sehr guten wissenschaftlich-medizinischen Ruf, aber auch Produkte von Hills werden geschätzt. Die LEH-Produkte erfahren ebenfalls Wertschätzung, wobei man sich schwer tut, Luxus- und Verwöhnfutter zu tolerieren.
Mit Blick auf zukünftige Marketingstrategien gegenüber Tierärzten zeigt sich, dass für den Hersteller von Katzennahrung die Ansprache des Tierarztes sehr interessant ist, wobei dabei die ursprüngliche, wilde Katzenwelt kommunikativ herausgestellt werden sollte. Zudem braucht der Tierarzt eine Bestätigung durch medizinisch-wissenschaftliche Argumente, die seine Verkaufsempfehlungen rechtfertigen. Mass Market-Produkte können eine positive Aufwertung durch Empfehlungen von Tierärzten erfahren.
Generell wurde deutlich, dass Veterinärmediziner noch viel Nachhilfe in Sachen Verständnis zur Zusammensetzung und Wirkungen von Katzennahrung bedürfen.
PRAGMATISCH FORSCHEN. SICHER ENTSCHEIDEN.
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