Nov. 07, 2007
Ein mancher mag sich noch daran erinnern, als Ende der 70er Jahre ein Formatkampf entbrannte zwischen dem neu von der Firma JVC auf den Markt gebrachten Format "Video Home System", bekannt als VHS, und den Konkurrenzformaten "Betamax" von Sony und "Video 2000" von Grundig. Lange war die Filmindustrie gezwungen, ihre Produktionen in unterschiedlichen Formaten zu veröffentlichen.
Technisch seinen Konkurrenten unterlegen, etablierte sich in den 80er Jahren VHS, vor allem wegen deutlich geringerer Lizenzgebühren, und nicht zuletzt, weil sich JVC der Porno-Industrie öffnete.
Zwei Jahrzehnte lang war in den Haushalten dieser Welt ein VHS-Abspielgerät zu finden, bis das Format um die Jahrtausendwende herum von der DVD abgelöst wurde.
Der Filmindustrie ist es zu verdanken, dass von Beginn an nur ein Format, die DVD, auf den Markt gebracht wurde, obwohl im Vorstadium die Multimedia CD von Philips und Sony sowie die Super Density CD von Toshiba und Time Warner in der Entwicklung waren. Auf Druck der Filmindustrie, die sich nicht wieder mit unterschiedlichen Formaten auseinander setzten wollte, hatte man sich auf einen Standard geeinigt. Die "Digital Versatile Disc", kurz DVD, genießt zur Zeit den Status des Marktleaders, doch mögliche Nachfolger sind schon in Sicht.
Die aber heute in zahlreichen Haushalten zu findenden HDTV-Fernsehgeräte zeigen der DVD ihre Grenzen auf. Eine Studie hat ergeben, dass viele HD-User sich von der Anschaffung eines HDTV-Gerätes eine bessere Tiefenschärfe, und kräftigere Farben erhofft hatten. Viele der befragten HD-User wurden aber enttäuscht, da einfach noch zu wenig HD-Produktionen vorhanden waren, um ihnen den Mehrwert ihres teuer erworbenen Fernsehgeräts aufzuzeigen. Auch die DVD bietet nicht, wie teilweise angenommen, die Möglichkeit, ein Bild in HD-Qualität darzustellen. Es wird also Zeit, den technisch fortgeschrittenen Fernsehgeräten das passende Bildmaterial nachzuliefern.
Als mögliche Nachfolger der DVD werden zur Zeit die beiden, untereinander völlig inkompatiblen, Formate Blu-Ray und HD-DVD gehandelt. Im ersten Quartal 2006 kamen die ersten HD-DVD Abspielgeräte auf den japanischen Markt. Ein halbes Jahr später war die erste deutschsprachige HD-DVD erhältlich. Mittlerweile scheinen die Kinderkrankheiten beider Formate einigermaßen überwunden zu sein, wenn gleich auch nicht völlig aus der Welt geschafft. Beispielsweise dauert es je nach System noch immer zwischen 20 und 40 Sekunden, bis eine Blu-Ray-Disc abgespielt werden kann.
Filme im Blu-Ray-Format wandern zur Zeit doppelt so oft über den Ladentisch als HD-DVD Versionen. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass die neue Spielkonsole Playstation 3 das Blu-Ray-Format unterstützt. Wer also eine Playstation 3 kauft, kommt automatisch in den Genuss, Blu-Ray Filme abspielen zu können. Zum Vergleich: Sony hat siebenmal so viele Playstation 3 verkauft, wie alle übrigen Hersteller HD-DVD-Abspielgeräte. Trotzdem führt bei den Filmverkäufen die Blu-Ray-Technologie nur im Verhältnis 2 zu 1. Mit der Verbreitung günstigerer HD-DVD-Abspielgeräte wird der Einfluss der teuren Playstation 3 voraussichtlich abnehmen.
In Sachen Ton- und Bildqualität sind die Formate von der theoretischen Leistungsfähigkeit her gesehen nahezu identisch. Lediglich durch die größere Speicherkapazität einer einzigen Schicht (Single Layer), bietet Blu-Ray einen theoretischen Vorteil in puncto Bildqualität.
Was für den Sieg im Kampf um die HD-Vorherrschaft entscheidend sein könnte, ist der so genannte Regional Code. Wie schon bei der DVD können auch bei der HD-DVD nur Filme mit dem passenden Regional Code abgespielt werden. Eine in den USA gekaufte DVD lässt sich also nicht auf einem in Europa gekauften DVD-Player abspielen. Blu-Ray kennt zur Zeit noch keine Regional Codes und das soll auch so bleiben. Demnach ist Blu-Ray für diejenigen User interessant, die gerne frühzeitig Filme aus Japan oder anderen Regionen der Welt importieren. Und wenn man die HD-Community im Moment betrachtet, so scheinen die meisten User eben dieser speziellen Gruppe von "Technik-Begeisterten" anzugehören.
Otto-Normal-Verbraucher bleibt vorerst noch bei der herkömmlichen DVD, deren Marktanteil noch immer bei über 80 Prozent liegt. Analysten gehen übrigens davon aus, dass die beiden Nachfolger-Formate noch lange koexistieren werden. Der Kunde wird also weiterhin mit der Qual der Wahl leben müssen.
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