Sept. 27, 2005
Aber, by the way, brauchen wir die eigentlich noch, findet man denn da auch Begriffe wie gedownloadet oder thirty-something-Frauen?
Man hat das Gefühl, die deutsche Sprache dient eher nur noch dazu, englische Wörter miteinander zu verbinden und brauchen wir da nicht eher ein Denglisch – Deutsch / Deutsch – Denglisch Wörterbuch als eine Rechtschreibreform? Wer fragt sich heute noch, was Coffee to go, Homie, Couch Potatoe oder Abchecker eigentlich auf Deutsch heißt, so sehr sind sie uns in Fleisch und Blut übergegangen. Die Smart-News im Internet locken on the road again und preisen das Roadster Feeling live beim Blind Ride mit dem Road Jumper an.
Viel Smartware und Accessoires gibt es mit Soft Touch-Schaltung, Runners Tools, AutobodiesBody Panels und Cubic Printing in den Farben Numeric Blue, Stream Green oder Scratch Black. Auch eine Menge Crossblade Events werden angekündigt, z. B. Models On Tour oder Urban Running hinter dem Smart Follow me car.
Laut einer unklaren Auskunft im Smart Webmove wird dieses Auto ausschließlich an Australier und Iren verkauft. Deutsche können es nur erwerben, wenn sie mindestens 17 Semester in Oxford studiert haben.
An Homepage, Website und Chat haben wir uns gewöhnt, die deutsche Community, die Newsletters und e-cards verschickt, weitere Auskunft anbietet unter More about us und eine Inhaltsübersicht Site Map nennt, kennen wir...
Aber was macht Denglisch so populär, ist es die Kürze, die mindestens fünfzig Prozent Silbenersparnis bringt wie bei News, Talk, Date, Hit oder Beat?
Deutsche Jugendliche werden eingestuft in Kids (5-10 Jahre) und Teens (11-17 Jahre). Die von 18- bis 30-Jährigen gehören zu den Twens. Das ist wiederum schönstes Denglisch und obendrein falsch.
Wo begegnet uns Denglisch eigentlich am häufigsten?
Natürlich – in der Werbung. Dort werden deutsche Konsumenten auch weiterhin mit englischen Slogans umworben, und das, obwohl die Werbebotschaften häufig gar nicht verstanden werden, denn mit den Englischkenntnissen (s. auch Pisa-Studie) ist es in Deutschland nicht weit her.
In einer repräsentativen Studie mit 1104 Deutschen zwischen 14 und 49 Jahren übersetzten nur 18 % den Mitsubishi-Slogan "Drive alive" korrekt mit "Lebendiges Fahren". Der Sinngehalt von Nike's Just do it! verschließt sich den meisten, der Douglas-Slogan "Come in and find out" wurde gar mit "komm rein und finde wieder raus" übersetzt. Nicht einmal jeder Fünfte verstand den Audi-Spruch "Driven by instinct" und Loewe´s "Stimulate your senses" wurde irrigerweise mit der Aufforderung "stimuliere deine Sense" verwechselt.
Aber McDonald's wirbt jetzt mit "Ich liebe es", Douglas hat sich auch wieder auf Deutsches besonnen, eine Entwicklung, die bei vielen Unternehmen zu beobachten ist: Befindet sich das Englische in der deutschen Werbung auf dem Rückzug?
Viele deutsche Unternehmen bewerben ihre Produkte und Dienstleistungen weiterhin mit englischsprachigen Slogans. In Zeiten der Globalisierung und des Internets, wo die Märkte zusammenwachsen, ist dies nur allzu konsequent, so sollte man meinen. Ein Slogan reicht sozusagen für die ganze Welt.
Erstaunlicherweise jedoch verwenden manche Unternehmen derartige Slogans, obwohl sie gar nicht auf den internationalen Märkten in Erscheinung treten. Die Berliner Müllabfuhr leistet sich z.B. das witzige Wortspiel "we kehr for you". Ob sich der subtile Sprachwitzjedem Angehörigen der Zielgruppe erschließt, soll zunächst dahin gestellt bleiben. Oder, noch besser, Unternehmen verwenden nur in Deutschland englischsprachige Slogans, während sie in anderen Ländern in der jeweiligen Landessprache ihre Botschaft kommunizieren.
Nun kann man zum einen Ursachenforschung betreiben und sich fragen, warum gerade hierzulande so gerne auf Anglizismen zurückgegriffen wird. In Deutschland übt die englische Sprache eine ganz besondere, die Kauflust vermeintlich steigernde Anziehungskraft aus, die dem jeweiligen Produkt/Dienstleistung zugute kommt (kommen soll).
Englische Slogans demonstrieren Internationalität, Größe, Weltoffenheit. Dies sind die zentralen Werte, die dem Produkt und dem Unternehmen durch den geeigneten Werbespruch verliehen werden sollen.
Der Konsument soll sich dann genauso welterfahren und international, flexibel und modern fühlen, wenn er in die Regale greift. Englischsprachige Slogans sollen dazu dienen, dem Image von Produkt und Unternehmen das nötige internationale Flair zu verleihen. Deutsch wirkt dagegen langweilig, spießig und altmodisch.
Nichtsdestotrotz dürfte dies für die Werbewelt keine Konsequenzen haben, denn das mit dem Imageaufbau und dem internationalem Flair funktioniert ja auch ohne dass der Konsument den Sinn der Botschaft versteht. Klingt ja irgendwie cooler! Und darum geht's.....
Also: It's time to change - O2 can do: Vielleicht tut es O2 und spricht demnächst Deutsch mit uns?
Da loben wir uns doch die Franzosen, Fast Food heißt hier immer noch schlicht "prêt à manger" (fertig zum Essen), aber was hält ein Franzose von Crème Brulée to go? Das ist doch feinstes Frenglisch! Das ist too much …
Autorin: Agnes Freyer
PRAGMATISCH FORSCHEN. SICHER ENTSCHEIDEN.
Monheimer Institut Team für Markt- und Medienforschung GmbH - An der Alten Ziegelei 3 - 40789 Monheim am Rhein
+ 49 2173 95375-0 - info@monheimerinstitut.com - AGB - Impressum - Nutzungsbedingungen|Datenschutz
© Monheimer Institut, 2021